Die Ohren entscheiden, nicht die Noten


Mindener Tageblatt vom 26.06.2010     

VON GISELA SCHWARZE

Nachwuchs-Cellisten der Musikschule üben mutig die Kunst der Improvisation und lernen aus ihren Fehlern


 

Porta Westfalica-Hausberge (GS). Das Violoncello ist an der Musikschule Porta Westfalica ein außerordentlich beliebtes Instrument. 29 Cellisten, einschließlich des Musikpädagogen Oliver Krüger, begeisterten mit einer ungewöhnlichen Darbietung im Forum des Gymnasiums an der Hoppenstraße.

Sieben bis 17 Jahre alt sind die jungen Cellisten, die zu einem großen Kreis formiert ihr Können bei einem integrativen Ensemblespiel zum Besten gaben. In einem konzertanten Rahmen stellten sie unbekannte Arrangements vor. Die geübten Cellisten stimmten in den Vortrag ein und übernahmen zunächst die musikalische Regie. Alle weiteren Spieler setzten je nach individuellem Vermögen ein.
Dass die Cellisten während des Spiels im Kreis saßen, war nicht ungewöhnlich, denn die Kreisform kennt jede der einzelnen Gruppen aus dem Unterricht. "Die jungen Musiker sollen Gewohntes beibehalten und dadurch langsam Sicherheit gewinnen", sagte Cello-Lehrer und Vorspiel-Leiter Oliver Krüger. Schließlich besuchen einige Cellisten erst seit vier Monaten den Unterricht an der Musikschule.

Ungewöhnlich dagegen war, dass die Zuhörer sich um den Kreis der Spieler gruppierten. "Das Publikum kann für Cellisten eine positive Stimulation bieten", wusste Oliver Krüger. Um langsam Sicherheit beim Vorspiel zu gewinnen, sei es für die Vortragenden wichtig, das Publikum mit einzubeziehen. Geübte Musikschüler freuten sich darauf, alle anderen befänden sich auf einem guten Weg dorthin: "Schritte in Richtung Öffentlichkeit sind mir wichtig."
Kein Notenständer und keine Note waren vorhanden, um Hilfestellung zu leisten. "Wer raus findet, findet auch wieder rein. Das Ohr ist bei Musikern entscheidend", sagt Oliver Krüger. Für die Improvisationsbeiträge wies er auf das anfängliche Chaos hin, das sich aber nach und nach zu einer Ordnung formiere: "Musik braucht Ordnung."
"Sie glauben gar nicht, was die Cellisten alles gemacht haben. Es gibt nichts, was es nicht gibt", wandte sich Oliver Krüger nach den Darbietungen begeistert an das Publikum. Der Musikpädagoge lobte den Mut seiner Schüler, Fehler zu machen, sich über sie hinwegzusetzen und daraus zu lernen: "Daraus wird das Vorspiel wieder rund."

Die_Ohren_entscheiden

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